Geheimnisvolles Niederösterreich - Bezirk Gänserndorf

Die Siedlungslandschaft unseres Heimatbezirkes entspricht nicht der des Mittelalters. Ein in seinen Phasen nicht mehr feststellbarer Entsiedelungsprozess hat ihr Bild gewandelt und eine große Anzahl von Ortschaften zum Verschwinden gebracht.

Solche Orte, deren einstiges Vorhandensein fast nie mehr im Gelände erkennbar ist, nennt man Wüstungen, Verödungen, öde Dörfer, abgekommene oder verschollene Orte.

Die Beantwortung der Frage, wo, wann und warum Orte verödet sind, ist besonders für unser Gebiet, in welchem ein Raum von fast 300 km2 durch Wüstungen siedlungsleer geworden ist, von Bedeutung. Nicht immer führten Kriegsereignisse, Elementarkatastrophen, Seuchen oder Feuersbrünste zur Totalentsiedelung.  

 

Auf landwirtschaftlicher Basis basierte bis vor hundert Jahren  in unserem Gebiet die gesamte Lebenshaltung. Im Allgemeinen hält der Bauer an seiner Scholle fest, auch wenn er bloß ein Pächter oder Höriger auf den Gütern der Grundherren war. Es musste also gerade hier ein Zusammenfallen von lebenserschwerenden Umständen und Elementarereignissen eingetreten sein, die diesen Entwicklungsprozess auslösten. Auf der Suche nach mittelalterlichen Siedlungsspuren gibt das Landschaftsbild nur selten Anhaltspunkte. Die meisten Häuser waren aus Holz oder Lehm gebaut und verfielen nach der Entsiedelung. Einstige Edelsitze und Burganlagen sind in Ruinenresten noch hie und da erhalten (47,62), Bodenfunde sind sehr selten (51). Mehr als die Hälfte der Wüstungen konnten durch Flurnamen ermittelt werden. Auch in den Namen von Wäldern. Gehölzen, Wiesen, Auen und Wegen stecken manchmal alte Ortsbezeichnungen. Auch trägt mancher Wirtschaftshof noch den Namen jenes verschollenen Ortes, an dessen Stelle er von der Grundherrschaft errichtet wurde. Urkundlich reichen 9 verschollene Orte in das 11. Jahrhundert zurück, darüber hinaus sind es 8 weitere sowie ein Großteil der mit -dorf gebildeten Namen, die philologisch einwandfrei dieser ältesten Siedlungsperiode angehören. 

Aber nicht nur Orte sind verschollen, auch kirchliche Gebäude in unserer nächsten Nähe gibt es nicht mehr. z.B. Kirche zum heiligen Kreuz und das Kloster  sowie die   Hieronymus-Kapelle 

Kirche "Zum heiligen Kreuz"

Im verödeten Dorf Breitenfeld stand auf einem leichten Hügel eine Kirche (siehe Karte - wahrscheinlicher Standort). Breitenfeld hatte im Gegensatz zu Gänserndorf auch einen eigenen Pfarrer. Am 10.6.1458 beurkundete der Pfarrer von Weikendorf, Christoph Liepharter die Zerstörung der Kirche "Zum Heiligen Kreuz". Aus diesem Grund musste der Jahrtag des Edlen von Zelking in Weikendorf stattfinden. Da in diesem Gebiet auch Knochen- und Schädelreste, sowie weiße Steine gefunden wurden, musste Breitenfeld ebenfalls über einen Friedhof verfügt haben.

Das Noviziat
An der Grenzstraße lag einst der Gutshof des Josef Patter mit 45 Joch Grund. 1925 erwarb die Missionsgesellschaft "Königin der Apostel" den abgebrannten Gutshof, der erst wenige Jahre zuvor erbaut wurde, sowie das umliegende Land. Das Gebäude wurde renoviert und in ein Noviziat umgewandelt, in dem anfangs drei geistliche Schwestern und fünf Laienbrüder arbeiteten. 
Die Patres versahen in Strasshof und Silberwald den Seelsorgedienst. 1925 wurde diese Kongregation aufgelöst. Nach mehrmaligem Besitzwechsel entstand letztendlich ein Reitstall - der Ponyhof - heute Reitergut Marchfeld.

Hieronymus-Kapelle

In der Nähe des Gutes Siehdichfür, auf  Obersiebenbrunner Gebiet steht am Feldrand ein Bildstock zum Andenken an die zerstörte Kapelle  "Zum Hl. Hieronymus". Der Bildstock ist so ausgerichtet, dass er auf die ehemalige Apsis (Altar) weist. Im Feld ist heute noch ein Biotop umgeben von Bäumen und Sträuchern. Dahinter wurden Mauerreste der Kapelle gefunden. (siehe Fotomontage). Sie soll einer Sage zufolge in uralten Zeiten von einem Schafhirten zu Ehren des Heiligen erbaut worden sein, was jedoch nicht nachweisbar ist. In der Grenzbeschreibung von Gänserndorf wurde diese Kapelle auch "Floriani-Kirche" bezeichnet, welches aber sicherlich eine Verwechslung ist. In einem Bericht der Pfarre von Obersiebenbrunn aus dem Jahre 1677 ist zu lesen, dass die Kapelle vor etlichen Jahren ohne Wissen des Passauer Offizials erbaut wurde. 

Aus weiteren Berichten aus dem Jahre 1700 wird bekannt, dass in dieser Kapelle dreimal jährlich Gottesdienste abgehalten wurden und in der Kreuz- und Bittwoche Prozessionen stattfanden. 1783 wurden viele Nebenkirchen lt. Dekret geschlossen. Die Kapelle wurde 1787 geschlossen und zerstört. Der Altar samt Bild, ein Weihbrunnenkessel und der Beichtstuhl kamen nach Eßling, die Kanzel nach Oberleis.  Noch im Jahre 1734 fand hier eine Hochzeit statt. (Heimatmatrik der Pfarre Obersiebenbrunn). Eine weitere Sage über diese Kapelle erzählt, dass die dort lebenden Patres von Räubern ermordet wurden und fortan die Räuber als Patres verkleidet herbergssuchende Wanderer ausplünderten und töteten. Dem Treiben wurde seitens der Kirche und den Soldaten ein Ende gesetzt. Die Kapelle versank in einem tiefen Loch. Der Name Siehdichfür soll von " Sieh dich vor" abgeleitet worden sein, denn niemand ging allein durch dieses Gebiet wegen des dort lagernden Gesindels. 

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